Kaczawskie Singletrails – Teil 2: Dłużek
Bei einem Kurztrip nach Polen Ende April haben wir neben den „Olbrzymy Trails“ im Riesengebirge auch die „Kaczawskie Trails“ im Bober-Katzbach-Gebirge angesteuert. Dabei handelt es sich um zehn angelegte Trails mit einer Gesamtlänge von 55 Kilometern an fünf verschiedenen Orten (zur Facebook-Seite). Nachdem wir die zwei Trails auf dem Okole gefahren waren, fuhren wir mit dem Auto weiter ins 15 Minuten entfernte Wojcieszów zu einem weiteren „roten“ Trail:
Der „Dłużek“ rund um den gleichnamigen, 592 Meter hohen Berg beginnt mit einem sehr gut ausgeschilderten Transfer durchs gesamte Dorf, bevor von einer Forststraße ein Uphill-Singletrail abgeht. Anders als am Okole ist der Untergrund mit feinem Split befestigt. Der Trail schlängelt sich in quer zum Hang gelegenen, spitzen Kurven den Berg hinauf. Oft verlaufen die Kurven als Off-Camber, also abschüssig den Hang entlang. Das Konzept von Schwung und Flow haben die Trailbauer nicht durchschaut – vorm unteren Scheitelpunkt der Schlangenlinien muss man stark bremsen, um nicht den Hang hinunterzudriften, am oberen fehlt dann der Schwung.
Schwunghügel, Baum-Slalom und weite Kurven
Auf dem Gipfel beginnt wie aus dem Nichts der Downhill mit zwei riesigen Anliegerkurven – die einen augenblicklich zurück auf eine Forstpiste bringen. Der Grund hierfür: Der frisch gebaute Aussichtsturm. Als wir da waren, war es oben ganz schön kühl und windig. Die Aussicht selbst war aber schon schön.
Danach beginnt ein abwechslungsreicher Trail bergab. Ähnlich wie auf dem Uphill fehlt es aber auch hier an Flow und ausreichend hohen Anliegern, sodass wir nicht wirklich schnell fahren konnten. Ein unvermutetes Highlight zwischendurch: Etwa auf der Hälfte ist der Trail mit mehr elf oder zwölf pumptrackartigen Wellen aufgepeppt. So viel Schwung zauberte mir augenblicklich ein Grinsen Gesicht.
Sehenswürdigkeit am Wegesrand
Es folgen ein rasanter Slalom zwischen ziemlich eng stehenden Bäumen, zwei-drei Spitzkehren und ein kurzer Gegenanstieg zum Galgen von Wojcieszów. Dieses turmartige Bauwerk mit vier aufgesetzten Säulen aus dem 17. Jahrhundert hat einen Innendurchmesser von fünf Metern und diente in seiner imposanten Bauweise wohl auch zur Abschreckung. Es handelt sich übrigens um den besterhaltenen und größten Ziegelgalgen in Polen.
Der Trail endet ziemlich uninspieriert mit einer Schussabfahrt auf Schotter, die fast direkt zum Parkplatz zurückführt.
Streckenprofil und GPX-Download
Gesamtabstieg: -518 m
Offizieller GPX-Download Dłużek
Fazit: Gute Idee, falsche Trailbauer
Alles in allem wirkt es so, als hätten die Gemeinden im Bober-Katzbach-Gebirge eine gute Idee gehabt – mit EU-Geldern ihre touristische Infrastruktur aufbessern – aber leider die falschen Trailbauer beauftragt. Schade, denn abgesehen davon wurde sowohl am Okole als auch am Dłużek alles richtig gemacht: Gute Ausschilderung, offizielle GPX-Tracks zum Download, nette Aussichtstürme, öffentliche Parkplätze und in Wojcieszów sogar eine saubere, öffentliche Toilette. Selbst einen kleinen Campingplatz mit Pool gibt es. Landschaftlich ist die Gegend ebenfalls reizvoll – die Ansicht eines wilden Kaninchens lockerte den Uphill angenehm auf. Die Gegend hat also definitiv Potenzial!
Doch der weiche Belag der Trails und die schwach befestigten Anliegerkurven sind bestimmt bald weggefahren. Die Uphills mit den steilen und schwungfressenden Kurven vermiesen den Weg nach oben. Mit einem E-Bike könnte sowas vielleicht Spaß machen. In Zukunft werden sicherlich Abkürzungen und Umfahrungen entstehen, die die Unzulänglichkeiten der ersten Bauvariante auszugleichen versuchen.