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(Noch-)Geheimtipp: Singletrails im Riesengebirge

Pasmo Rowerowe Olbrzymy – Tag 1

Das Riesengebirge an der polnisch-tschechischen Grenze ist mit über 1.500 Metern Höhe eines der höchsten Mittelgebirge Europas – und nur eineinhalb Autostunden von Deutschland entfernt. Die Erschließung des Gebirges ging vor rund 800 Jahren vom polnischen Jelenia Góra (Hirschberg) aus. Und genau hier befindet sich seit 2019 ein exzellentes MTB-Gebiet: Pasmo Rowerowe Olbrzymy.

Die Stadt Jelenia Góra und die beiden Gemeinden Piechowice und Podgórzyn haben 2018 die Trailbauer von Arek Bike Center beauftragt, ein Netz an MTB-Singletrails auf den unteren Ausläufern des Riesengebirges zu errichten. In nur neun Monaten Bauzeit sind insgesamt 60 Kilometer ausgeschilderte Rundwege mit fast 2.000 Höhenmetern für Mountainbiker entstanden. Die offizielle Eröffnung soll wohl im Juni 2019 stattfinden.

Nachdem wir im Internet ein paar Fotos gesehen hatten, machten wir uns also am letzten Aprilwochenende auf, um die neuen Trails zu erkunden. Wir parkten unseren Bus am oberen Ende des Dorfs Przesieka unterhalb des Restaurants Chybotek. Unterhalb, denn das Parkplatz-Schild verweist auf das Privatgelände des Restaurants, wie wir von einem tätowierten Mann auf Englisch hingewiesen wurden. „Für 10 Złoty könnt ihr auf unserem Parkplatz übernachten“, erklärte er weiter. Wir zogen einen kostenlosen Parkplatz am Straßenrand etwas weiter unten vor. Hier übrigens sahen wir die einzige Übersichtskarte des gesamten Trailareals.

Perfekt gekennzeichnete Trailabschnitte – mit Hinweisen zur Länge, Hindernissen und Höhen-/Tiefenmetern

Flowige Trails

Oberhalb des Restaurants sind die Traileinstiege links und rechts der Straße mit Übersichtskarten zu den hier startenden Sektionen markiert. Wir bogen rechts in den gut augeschilderten Trail „Czart“ ein, der uns mit seinen großen Felsbrocken zum Überrollen, gebauten Anliegern und Schwunghügelchen augenblicklich wach machte und freudige Erwartung auf die weitern Trails weckte.

Vom „Czart“ wechselten wir auf den Uphill von „Skrzat“, der uns schließlich auf den ziemlich flachen „Borowy“ brachte. Alle gebauten Trails (auf der Karte mit durchgezogener Linie markiert) sind rund 80 Zentimeter bis eineinhalb Meter breit und mit Mineralkies, Steinen und/oder Erde befestigt. Die Anliegerkurven sind gut geformt und glatt, sodass man es hier guten Gewissens laufen lassen kann.

Transferstrecken auf Forstpisten

Die Transferstrecken auf Forststraßen (gestrichelt markiert) – die Rundkurse von „Borowy“ und auch „Perun“ bestehen hauptsächlich daraus – lassen sich gut rollen, sind aber wenig spannend. An den Forststraßen gibt es übrigens Rastplätze mit Bänken und Mülleimern. „Perun“ umkreist den Hügel Żar, eine Exklave des Nationalparks Riesengebirge, auf dem die Burg Kynast (Chojnik) tront. In Anbetracht des hohen Forstweganteils und der 300 zusätzlichen Höhenmeter ließen wir den Trail aus.

Nach einem Transfer auf „Borowy“ stießen wir auf den anspruchsvollsten Weg der heutigen Runde – „Licho“. Viel Flow und einige gut rollbare Stone Gardens machten den Trail zu einem kurzweiligen Highlight des Tages. Sogar ein nicht-abrollbarer Drop von etwa einem halben Meter war dabei – durch einen gut sichtbaren Chicken Way allerdings einfach zu umfahren.

Einfach umfahren? Nee, wäre ja schade um die Sprunggelegenheit

Anspruchsvolle Uphills

Von „Licho“ ging es größtenteils bergan zurück in Richtung unseres Startpunkts. Die Uphills sind eher anspruchsvoll, da manche Kurven recht eng sind und man mit „long low and slack“-Bikes ziemlich zirkeln muss. Außerdem werden die Bergauf-Passagen durch Wellen aufgelockert, auf deren Scheiteln man mit dem Pedal hängen bleiben kann. Dank zahlreicher Holzbrücken über kleinere Bergbäche blieben die Füße stets trocken. Die Brücken haben meist keine Geländer, an den man mit dem Lenker hängenbleiben könnte, und sind mit Hasendraht befestigt.

Stellplatz mitten im Wald

Vom Startpunkt in Przesieka fuhren wir weiter Richtung Borowice. Nach dem eher flachen und etwas langweiligen „Błotnik“ kamen wir auf „Poświst“. Der Trail führte uns durch einen hellen Birkenwald hinauf bis zu einer schönen Aussicht vom Gipfel des 708 Meter hohen „Susz“ und wurde dann zu einer flowig rasanten Abfahrt. Die frischen Wege waren hier noch recht weich, sicherlich auch wegen der anhaltenden Trockenheit. Die Trails werden sich bestimmt noch einfahren. Am östlichen Ende von „Poświst“ streiften wir eine ruhige Straße im Wald mit einer Parkbucht – unser Stellplatz für die kommenden beiden Nächte war gefunden! Wer nicht mit dem Camper unterwegs ist, findet mit Sicherheit in einem der Orte eine Pension oder ein Hotel – die Gegend ist seit Jahrhunderten auf den Tourismus ausgelegt. Frühling scheint eher Nebensaison zu sein.

Kleine Hindernisse

Auf dem Rückweg wurde uns zum ersten Mal richtig bewusst, dass wir auf noch ungeöffneten Trails unterwegs sind: Ein breiter Waldweg führte uns direkt zu einer defekten Brücke über einen reißenden Bergbach. Die Stahlträger der Brücke waren noch intakt, aber Drüberfahren oder Laufen war uns in Anbetracht der Tiefe und der großen Steine im sicherlich eiskalten Wasser keinen Versuch wert. Also zurück und 200 Meter bergauf duchs Unterholz schieben, bis wir auf einer Straße ankamen um den Fluss zu überqueren.

Hier fehlt noch was…

Der Tag endete mit einem hungrigen Einkauf im Supermarkt Biedronka – in Polen haben die Supermärkte auch feiertags und bis spät geöffnet – bevor wir unseren per GPS markierten, neu entdeckten Stellplatz ansteuerten.

Thomas‘ Fazit des ersten Tages: „Schön, aber fast ein bisschen langweilig.“ – Rebecca: „Aber flowig und durch schönen Wald!“ Kleiner Cliffhanger: Die Trails des zweiten Tages waren alles andere als langweilig…

Streckenprofil & GPX-Download

Gesamtstrecke: 29.26 km
Gesamtabstieg: -1007 m
Download file: Olbrzymy_Leichte-Trails.gpx

3 Kommentare zu “(Noch-)Geheimtipp: Singletrails im Riesengebirge

  1. Most of these names are the creatures from Slavic mythology. If you ever played „The Witcher“ („Wiedźmin“ in Polish) some of them should sound familiar.

    1. Thanks for the remark. You’re right, I just corrected it. To a non-Polish speaker like me some of the trails‘ names look very similiar…

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