Kokostezky: MTB-Trails in atemberaubender Umgebung
Zu Pfingsten hat es uns mal wieder nach Tschechien verschlagen, genauer gesagt ins Kokořínsko (deutsch: Daubauer Schweiz). Auf halber Strecke zwischen Dresden und Prag öffnet sich das Kokorschiner Tal inmitten flacher Felder wie ein Riss in der Landschaft. Ähnlich wie auch in der Sächsischen Schweiz haben sich hier über Jahrmillionen beeindruckende Sandsteinformationen ausgebildet. Der Höhenunterschied zwischen Talsohle und Umgebung beträgt an vielen Stellen nur rund 100 Meter – allerdings ziemlich steile Meter, die zwischen den Felsen viel Platz für Trails bieten.
Gepflegt werden die Kokostezky-Trails von einem Verein, der auf seiner Website verschiedene Karten sowie eine Rundkurs-Empfehlung als GPX-Download anbieten. Wir haben uns also noch zuhause den Track runtergeladen und sind Freitagnacht ins Kokorschiner Tal gefahren. Unser Plan: Einen Tag fahren und dann noch woanders hin. Schlussendlich blieben wir aber die gesamten Feiertage – nicht so sehr wegen der Trails, sondern eher wegen des Gesamtpakets Naturidylle – Trails – schlechte Planung.
Tag 1: Sehenswürdigkeiten und Bike’n’Hike
Thomas radelt, ich schiebe direkt vom Parkplatz hoch auf einen Trail, der am Hang entlang sanft ansteigend in Richtung Kokořín führt. Vom Ort führt uns ein sehr flowiger Trail mit weiten Kurven und einer technischen Passage zwischen mehreren Steinblöcken hinab zur Burg Kokořín. Diese sieht fast aus wie eine Attraktion in Disneyland. Wie Wikipedia verrät, wurde die mittelalterliche Anlage im früher 20. Jahrhundert neogotisch renoviert.
Hinter der Burg würde eigentlich der nächste Trail starten, doch mehrere Absperrbänder und Hinweisschilder informieren uns: Hier werden Bäume gefällt, der Borkenkäfer ist schuld. Wir umgehen die Absperrungen, aber nach drei Kurven sehen und hören wir schon die Waldarbeiter, die ziemlich unerfreut über unseren Anblick sind. Also zurück.
Um nicht komplett zurückfahren zu müssen, freeriden und schieben wir durch den Wald nach unten. Von oben stellt man sich das ja immer lustiger vor, als es sich dann eigentlich anfühlt. Mit viel Waldboden in den Schuhen radeln wir unten ein Stück die Straße entlang und haben die nächste gute Idee: Direkt den kommenden Trail wieder hoch. Dieser ist auf unserer Karte grau markiert – die Erinnerung, was das bedeutet, kommt erst auf dem Trail wieder: Endlose Treppen. Genauer gesagt, führt der Weg auf steilen Stufen hoch zur ehemaligen Felsenburg Jedamy und dann durch die Felsen hindurch.
Da wir schonmal an der Sehenswürdigkeit sind, erklettern wir die Burg ohne Rad – müssen aber danach trotzdem noch mit Rad die engen Treppen hoch. Danach kommen wir auf einen schönen, aber ziemlich wurzeligen Trail, der in permanentem Auf und Ab am Hang entlang führt. Ziemlich gutes Technik-Training, aber auch ganz schön anstrengend. Der Weg endet an einem kleinen Feld am Dorf Jestřebice.
Von dort fahren wir auf einer rasanten, flowigen Abfahrt zurück ins Tal. Da die Zeit durch die Tragepassagen schon ziemlich fortgeschritten ist, nehmen wir den Weg am Bach entlang zurück. Nur diesen einen Trail um den See von Harasov wollen wir noch mitnehmen – und stehen dort prompt zum zweiten Mal vor versperrten Wegen durch frisch gefällte Bäume. Also heißt es erneut: Tragen und Schieben und noch mehr Wald in den Schuhen.
Zurück am Auto, fahren wir zu einem kleinen Zeltplatz, den wir vom Trail aus gesehen haben, und lassen den Abend mit Bier und Tofuwurst direkt am Wasser ausklingen. Es gibt zwar nur zwei Plumpsklos, dafür kostet der Spaß auch nur 90 Kronen (ca. 3,50 Euro) für die Nacht.
Gesamtabstieg: -722 m
Tag 2: Trailspaß!
Heute wollen wir die restlichen Trails der Runde fahren und noch ein paar Schlenker einer weiteren Route von Trailforks einbauen. Wir starten erneut in Jestřebice, um die schöne Abfahrt mitzunehmen, und treten dann auf der gegenüberliegenden Talseite auf einem ziemlich schönen Weg hoch.
Von dort fahren wir einen eher technischen, aber kurzen Zickzack-Schlenker bei Romanov runter, kurbeln dann zurück nach oben und nehmen die andere Seite nach unten. Der Weg beginnt mit sanften Kurven durch frischgrüne Heidelbeersträucher und endet als ziemlich steile Schussabfahrt auf losem Waldboden.
Der nächste Uphill führt uns wieder aus dem Tal hoch auf eine mit Kirschbäumen gesäumte Allee zum Dorf Hradsko. Unterhalb des Dorfes beginnt ein unerwartet schöner Trail durch größere Felsen hindurch und weiter am Hang entlang. Im letzten Abschnitt wurde am Trail sogar ganz offensichtlich gebaut. Kein Wunder – in der Nähe befindet sich ein größerer Campingplatz, der zugleich als Trailhead dient. Wir essen einen Eisbecher und fahren hinterm Campingplatz nochmal ein Stück nach oben. Hier erwartet uns wieder ein gebauter, sehr kurzer Trail, der auf der gleichen Abfahrt endet wie der vorherige Trailabschnitt.
Wären hier nicht so viele Mücken, würden wir längere bleiben. So aber radeln wir von hier am Bach entlang zum See Harasov – entscheiden uns aber fälschlich für eine Seeumrundung mit steilen Treppen, sodass wir vorm ersehnten Sandstrand und kühlen Bad nochmal unsere Räder auf den Rücken nehmen müssen. Die Nacht verbringen wir wieder auf demselben Campingplatz direkt am Wasser.
Gesamtabstieg: -894 m
Tag 3: Technik- und Konditionstraining
Eigentlich würden wir gerne in einen Bikepark fahren, aber zum Pfingstmontag sind alle umliegenden Lifts geschlossen. Also suchen wir uns auf der Kokostezky-Karte weitere als schwarz markierte Trails raus und legen uns eine Route zurecht. Wir stellen das Auto in Palac ab und kurbeln auf einer alten Straße hoch zur Burg Houska. Hier sollte eigentlich ein roter Trail beginnen, aber der entpuppt sich als breiter Forstweg. Nach langem Studieren unserer Oruxmaps-Karte kehren wir ziemlich frustriert um und nehmen direkt den als schwarz gekennzeichneten Trail. Dieser ist ebenfalls ziemlich breit, wird aber nach hinten raus etwas steiler, rumpeliger und loser. Entsprechend schnell sind wir wieder unten. Nicht sehr zufriedenstellend.
Erkenntnis: Die offiziellen Trails von Kokostezky sind nicht alle Singletrails. Auf unserer Oruxmaps-Karte ist allerdings ein längerer Weg als S3 markiert. Also kurbeln wir auf der anderen Talseite dem Trail entgegen. Da er als Wanderweg markiert ist, finden wir den Einstieg leicht. Allerdings: Das hier ist wirklich ein Singletrail, so eng, dass wir mit unserem Lenker oft kaum an den Bäumen vorbei kommen.
Der ca. 30 bis 50 Zentimeter breite Weg schlängelt sich in permanentem Auf und Ab über hohe Wurzeln unterhalb einer Felswand kilometerlang am Hang entlang. Landschaftlich super idyllisch, allerdings für uns beide nicht durchgängig fahrbar und mit Tragepassagen über Felsen und einige umgestürzte Bäume verbunden. Noch dazu hat es sicher 28 Grad. Bald sind wir komplett nassgeschwitzt, haben sämltiche Müsliriegel aufgegessen und alle Wasservorräte getrunken. Nach jeder Kurve hoffen wir auf mehr Flow und eine wohlverdiente Abfahrt – stattdessen geht es am Schluss noch über das Felsplateau drüber und auf einem breiten Weg nach unten. Zurück am Auto verstauen wir die Räder und fahren erstmal zum nächsten Restaurant – „V Ráji“, empfehlenswert! – und danach an den See Harasov, bevor wir schließlich nach Hause fahren.
Landschaftlich war es im Kokorschiner Tal wirklich schön. Badesee, Campen am Wasser, schöne Natur und viele Burgen – das macht fast die wenigen Höhenmeter wett. Zumal wirklich wenige Wanderer auf den Trails unterwegs waren! Falls wir hier nochmal hinkommen, planen wir noch besser unsere Route und versuchen uns an keinen Experimenten, die in Tragepassagen enden. Alternativ bietet der Verein Kokostezky auch geführte Touren an – allerdings lohnt das erst ab größeren Gruppen.
Gesamtabstieg: -543 m