Enduro-ABC in Srebrna Góra
Die zweite Station unseres MTB-Sommerurlaubs führt uns nach Srebrna Góra (Silberstadt) im schlesischen Eulengebirge. Der Ort zieht sich über beachtliche 250 Höhenmeter. Am unteren Ortsrand befindet sich der Trailhead der Trasy Enduro Srebrna Góra, einem Enduro-Bikepark mit vier Abfahrten, einem Uphilltrail und Shuttleservice.
Als wir abends ankommen, wissen wir auf Anhieb nicht so recht, wo wir übernachten sollen – schließlich stellt man sich ja nicht einfach mit einem Camper ins Wohngebiet. Doch nach ein paar Minuten hält schon ein Auto neben uns, dessen Fahrer erklärt: Egal wo, wir sollen uns einfach hinstellen, uns im Trailhead ein Lagerfeuer anmachen und gerne die Toilette dort mitnutzen. Freundlicher Empfang! Uns so tun wir es dann auch.
E wie Einrollen
Am nächsten Morgen ist der Trailhead schon von jeder Menge Jugendlicher bevölkert, bevor wir überhaupt gefrühstückt haben. Offenbar findet gerade ein Trainingskurs statt – womit auch die Plätze im Shuttle knappes Gut sind. Also kurbeln wir erstmal die „E-Line“ hoch. Der Uphill ist ein fast durchgehender Singletrail auf festem Untergrund. Innerhalb von 35 Minuten sind wir am Einstiegspunkt der drei schwarz markierten Strecken A bis C.
A wie Anlieger
Entsprechend der Empfehlung im Trailhead beginnen wir mit der A-Line, einer „klassischen“ Bikepark-Linie mit Anliegern und vereinzelten Drops. Teilweise sind die Bremsschwellen allerdings ganz schön tief.
B wie Ballern
Wieder unten, nehmen wir nun den Shuttle. Dieser kann auf dem Hänger 10 Räder transportieren, die Personen sitzen sowohl im Auto als auch auf der Ladefläche.
Brav dem Alphabet folgend, fahren wir nun die „B-Line“ runter. Von dieser hat uns beim Warten auf den Shuttle ein anderer Deutscher erzählt, es gäbe da dermaßen steile Korkenzieher-Kurven, dass man immer schneller werde, egal wieviel man bremse. Das können wir so nicht bestätigen. Tatsächlich beginnt der Trail mit einigen S-Kurven mit Gefälle, aber danach geht es weitestgehend geradeaus. Insgesamt finden wir die B-Line eher unspektakulär, da sie überwiegend über enge, aber holprige Singletrails im Flusstal nach unten führt. Sicherlich kann man hier ganz schön schnell werden – aber technisch anspruchsvoll ist es nicht.
C wie Challenges
Die „C-Line“ hingegen ist ziemlich abwechslungsreich. Sie schlängelt sich erst auf lehmigem Boden um den Graben der preußischen Festung Silberberg herum. Dabei fährt man immer wieder wurzelige Passagen mit kurzen Steilstücken, die als „Wall“ beschildert und allesamt umfahrbar sind.
Danach folgt ein knackiger Gegenanstieg mit Serpentinen und felsigem Boden auf der ehemaligen Festungsmauer. Als es wieder bergab geht, wird die bislang griffige Linie loser, rutschiger und wieder steiler. Manche Abschnitte erinnern uns an die felsigen Trails in Finale Ligure. Zum Abschluss mündet die Strecke in eine Jump-Line mit Doubles, Tables und größeren Drops, wiederum alle umfahrbar. Möchte man nicht alle Features mitnehmen, sollte man zumindest bei der ersten Abfahrt vorsichtig fahren, denn bei hohem Tempo wird es schwierig, die Umfahrungen mitzunehmen.
A1 und A2 wie Adrenalinkicks
Zum Ende des Tages fahren wir nochmal die A-Line, dieses Mal inklusive Variante A1. Dieser Einstieg in den alten Festungsgraben ist steil und felsig bei teilweise losem Untergrund – Adrenalinkick garantiert.
Die A2-Variante schauen wir nur von oben an – die wäre dann nochmal steiler und felsiger und mündet in die B-Line. Schwierige Varianten gibt es übrigens auch für die C-Line – da wir bei A2 schon ausgestiegen sind, haben wir die gar nicht erst probiert.
Den Abend verbringen wir am Lagerfeuer im Trailhead mit einem polnisch-amerikanischem Pärchen, das erzählt, dass sich ihr Kumpel heute auf einem Drop der C-Line das Schlüsselbein gebrochen habe. Außerdem empfehlen sie uns, doch noch am nächsten Tag die D-Line auszuprobieren, die sei zwar einfach, aber trotzdem spaßig. Gesagt, getan.
D wie Durchpumpen
Für die D-Line muss man vom Drop-off des Shuttles noch weiter bis zum Gipfel des 810 Meter hohen Gołębia kurbeln. Im Trailhead als „Family Trail“ abgetan, handelt es sich doch um einen Flowtrail mit weiten Anliegern, der ziemlich Spaß macht. Der Trail endet unterhalb der Festung auf einem Sträßchen. Von hier wechseln wir auf den sandigen unteren Teil der C-Line. Zum Abschluss fahren wir erneut die A1-Line und fahren dann weiter zu den Glacenis Singletrails im nahe gelegenen Warthagebirge. ..
Fazit: Auf jeden Fall eine Reise wert! Nette Leute, günstige Shuttles (5 Złoty/Fahrt), abwechslungsreiche Trails und genug Spaß für zwei Tage. Am Trailhead gibt es Bier und Burger, Liegestühle, Vorrichtungen zum Wheelie-Üben, einen Kinder-Pumptrack, eine Bike-Waschanlage und ein Dixiklo – und im Camper kann man davor problemlos übernachten.
Gesamtabstieg: -2575 m